2009-09-28

FILMKRITIK

die zärtlichkeit der wölfe. ein film von ulli lommel. produziert von r w fassbinder der natürlich auch eine nebenrolle spielt und zwar die des zuhälters in nadelstreifen. raab spielt den polizeispitzel fritz haarmann der seine privilegierte position als arm der gesetzeskrake ausnützt um sich seine puppenjungs zuzuführen. die szenische rekonstruktion erfolgt mittels fassbinderdeutsch guter besetzung und kamera. der film hat mit achtzig minuten leichte unterlänge. dem zuschauer tritt der intelligente serienmörder gegenüber ganz im unterschied zum kammerspiel mit götz george. gezeigt werden die verführungskraft und die beziehungen der menschen die sie aneinander binden (manche fliegen sterben eben im leim / klappe). die würste im schreibtisch des kriminalers legen davon ebenso zeugnis ab wie die feuchtfröhliche runde deren zentrum die wirtin gespielt von brigitte mira ist. die kleine fleischfabrik des fritz haarmann steht in vielfältigen verflechtungen mit der besatzungsmacht der kriminalpolizei dem gaststättengewerbe und dem bahnhofsstrich von hannover. grundlegend für die struktur des films auch für seine formelhaft klare sprache ist die kunstkonzeption bertolt brechts. der einzeltäter ist ein produkt seiner verhältniss die auch seine träume weitgehend bestimmen. er ist angetrieben vom allgemeinmenschlichen bedürfnis nach liebe nähe und zärtlichkeit. unter den gegebenen umständen muss dieses nach nähe zur verletzung und zum tod führen. die dickliche nosferatufigur des haarmann parodiert die kreaturen langs und murnaus. wenn der mensch dem menschen ein wolf wäre gäbe es keine zwischenmenschlichen probleme. doch der werwolf von hannover weckt uralte ängste und markiert den einbruch des vormenschlichen in die menschliche gesellschaft. in von allgemeiner und besonderer prostitution gekennzeichneten gesellschaften ist der weg des gottes zur fleischwerdung abgelöst worden durch die verwurstung des menschen.
(BRD 1973 / mit kurt raab, margit carstensen, jürgen prochnow u.a.)

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