2010-08-29

LESEN UND LESEN LASSEN

"Der syndikalistische Generalstreik weist die stärksten Verwandtschaften mit dem ersteren System des Krieges auf: das Proletariat organisiert sich für die Schlacht, indem es sich von den anderen Teilen der Nation klar absondert, indem es sich als die große Triebkraft der Geschichte ansieht und jegliche soziale Rücksicht der Rücksicht auf den Kampf unterordnet; es hegt das sehr deutliche Gefühl des Ruhmes, der sich an seine geschichtliche Rolle heften soll, und des Heldentums seiner Kampfeshaltung; es sehnt sich nach der entscheidenden Probe, in der es das volle Maß seines Wertes erweisen wird. Da es keineswegs auf Eroberungen ausgeht, hat es keineswegs Pläne zu entwerfen, wie es seine Siege ausnützen könne: es will die Kapitalisten aus dem Produktionsgebiet vertreiben und nachher seinen Platz in der durch den Kapitalismus geschaffenen Werkstätte wieder einnehmen.
Dieser Generalstreik gibt seine Gleichgültigkeit gegen die materiellen Vorteile der Eroberung in sehr klarer Weise dadurch zu erkennen, dass er als seinen festen Vorsatz die Abschaffung des Staates hinstellt; der Staat ist aber in der Tat der Organisator des Eroberungskrieges, der Verteiler seiner Früchte und der Erhalter der Herrengruppen gewesen, die von allen den Unternehmungen Gewinn ziehen, deren Lasten die Gesamtheit der Gesellschaft trägt"
(Georges Sorel: Über die Gewalt, übers. v. Ludwig Oppenheimer [1928], Frankfurt am Main: Suhrkamp 1969, 197)

2010-08-19

SCHLAFEN UND SCHLAFEN LASSEN

Ein chinesischer Rentner hat ein erdbebensicheres Bett entwickelt und dafür ein Patent erhalten. Das von Wang Wenxi entwickelte Lager ist mit Einbauschränken versehen, die Wasser, Konserven, ein Megaphon und einen Hammer enthalten, wie die 'China Daily' berichtet. Außerdem gebe es ein äußerst belastbares Brett, das im Falle schwerer Erschütterungen automatisch über die Liegefläche gleite. Im Falle eines schweren Erdbebens könne ein Mensch in diesem Bett mehrere Tage überleben. AFP

2010-08-18

LESEN UND LESEN LASSEN

Sven Regener: Der kleine Bruder. Roman

Wer schon immer mal wissen wollte, wie sich seine westdeutschen Freunde gefühlt haben, als sie nach Westberlin, Haupt- und Frontstadt der freien Welt, kamen, der lese Sven Regeners Buch.

Wer schon immer mal wissen wollte, wie es im Inneren der viel beschriebenen und beredeten Künstlerszene Westberlins inklusive gefälschter Hausbesetzungen und entgleisender Low-Level-Musikveranstaltungen aussah und roch und sich anfühlte, der lese Sven Regeners Buch.

Wer schon immer mal wissen wollte, welchen Namen er nun seiner Band (ganz bestimmt nicht) verpassen will oder wie er sich in Zukunft nennen möchte, der lese Sven Regeners Buch.

Wer aus Bremen kommt und nach Berlin fährt, der lese Sven Regeners Buch.

Wer genug davon hat, "der kleine Bruder" von wem auch immer zu sein und erwachsen genug ist, sich damit auseinander zu setzen (wird wirklich so geschrieben neuerdings), der lese Sven Regeners Buch.

Wer den Buchstaben 'e' mag, der lese Sven Regeners Buch.

Wer sich nicht für M. Proust und T. Mann und Konsorten interessiert (völlig zu Recht übrigens, wer leidet schon gern an Verstopfung), der lese Sven Regeners Buch.

Wer Sven Regeners Bücher "Herr Lehmann" und "Neue Vahr Süd" gelesen hat und an den literarischen Zwang zur Dreifaltigkeit und an den Dreiklang der Berliner Stadtbahn glaubt, der lese Sven Regeners Buch.

Wer das alles nicht will, der lässt es sich eben vorlesen. Bei Goldmann gibt es die gut 300 Seiten für 10 Euronen. Ansonsten: Fragt Eure Freunde.