2010-08-29

LESEN UND LESEN LASSEN

"Der syndikalistische Generalstreik weist die stärksten Verwandtschaften mit dem ersteren System des Krieges auf: das Proletariat organisiert sich für die Schlacht, indem es sich von den anderen Teilen der Nation klar absondert, indem es sich als die große Triebkraft der Geschichte ansieht und jegliche soziale Rücksicht der Rücksicht auf den Kampf unterordnet; es hegt das sehr deutliche Gefühl des Ruhmes, der sich an seine geschichtliche Rolle heften soll, und des Heldentums seiner Kampfeshaltung; es sehnt sich nach der entscheidenden Probe, in der es das volle Maß seines Wertes erweisen wird. Da es keineswegs auf Eroberungen ausgeht, hat es keineswegs Pläne zu entwerfen, wie es seine Siege ausnützen könne: es will die Kapitalisten aus dem Produktionsgebiet vertreiben und nachher seinen Platz in der durch den Kapitalismus geschaffenen Werkstätte wieder einnehmen.
Dieser Generalstreik gibt seine Gleichgültigkeit gegen die materiellen Vorteile der Eroberung in sehr klarer Weise dadurch zu erkennen, dass er als seinen festen Vorsatz die Abschaffung des Staates hinstellt; der Staat ist aber in der Tat der Organisator des Eroberungskrieges, der Verteiler seiner Früchte und der Erhalter der Herrengruppen gewesen, die von allen den Unternehmungen Gewinn ziehen, deren Lasten die Gesamtheit der Gesellschaft trägt"
(Georges Sorel: Über die Gewalt, übers. v. Ludwig Oppenheimer [1928], Frankfurt am Main: Suhrkamp 1969, 197)

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